Stillen mit Codewort
Nadine, 41, Sozialarbeiterin, Stillberaterin, 3 Kinder (3, 11, 15)
«Ich habe alle drei Kinder über drei Jahre lang gestillt. Einerseits hat es sich so ergeben, andererseits habe ich ganz viel übers Stillen gelesen und bin überzeugt, dass es mehr ist als einfach nur Nahrungsaufnahme. Es ist auch Nähe, Schutz, Mama-Auftanken, Wutanfälle mindern und ein gesundes Abwehrsystem bilden. Als ich mich vom Gedanken gelöst hatte, ich müsste nach sechs Monaten Beikost mit dem Stillen aufhören, wurde unsere Stillbeziehung entspannter und einfacher. Ich konnte dank dem neu gewonnenen Vertrauen die Kinder ganz anders sehen und damit eine Basis für die bedürfnisorientierte Erziehung schaffen.
Als meine Kinder etwa eineinhalb Jahre alt waren, haben wir uns jeweils auf ein Codewort fürs Stillen geeinigt und abgemacht, dass sie nur noch zu Hause die Brust bekommen. Ich wollte nicht komisch angeschaut werden oder Sprüche einstecken müssen; die Kinder spüren solche Dinge und ich wollte sie davor schützen. Beim dritten Kind habe ich dann das Stillen beim Namen genannt und aufs Codewort verzichtet. In meiner Arbeit als Stillberaterin bekomme ich mit, dass viele gerne länger stillen möchten, sich aber nicht getrauen.
Ich rate dann, sich an der Empfehlung der WHO zu orientieren. Diese gilt weltweit und sagt, dass Kinder, neben altersangepasster Beikost, mindestens bis zum Alter von zwei Jahren gestillt werden sollen. Ich wünsche mir, dass sich alle bewusst werden, dass Stillen viel mehr ist als Nahrungsaufnahme. Stillen ist Bindung! Klar ist aber auch: Es ist eine Beziehung und muss für beide stimmen.»