Es ist 3 Uhr nachts und ich kann nicht schlafen, weil mir beinahe die Arme abfallen. Das Gefühl ist seltsam vertraut: Muskelkater unter den Achseln, so als hätte man die ganze Zeit Bücher darunter geklemmt. Zum Glück liegen noch ein paar Magnesiumtabletten in meiner Küche – die müssten eigentlich helfen. Ich könnte an dieser Stelle so tun, als hätte ich den Grund für meinen Muskelkater schon vorher gewusst, aber das wäre geschwindelt. Die Tabletten liegen da schon länger, einfach so. Ich habe es komplett vergessen – schon wieder. Der Grund ist mein sehr kleines Töchterchen, das ich vor Freude über ihre Geburt und aus anderen Gründen (kaum einen Tag alt und schon werden ihre Beschwerden von einem Familienmitglied beschwichtigt) ein paar Stündchen herumgetragen habe. Ich habe vergessen, dass ihr sackschwerer Bruder nicht als Training gilt. Da kann der auch mehr als dreimal so schwer sein: Etwas zu heben bedeutet für die Muskeln etwas anderes als etwas zu heben und im Klammergriff kontinuierlich an sich zu pressen. Daher auch dieses «Ich werde nie wieder meine Arme heben können»-Gefühl. Das hatte ich schon bei meiner Grossen. Damals habe ich mich sehr geärgert, warum mir das keiner gesagt hat. Für Männer gab und gibt es so Bücher wie «Das Baby. Inbetriebnahme, Wartung und Instandhaltung». Muahahaha. Wegen Männer und Technik. Kennste, kennste, Technikmänner halt, kennste?! Komm, lass stecken.
Wo bleiben eigentlich Bücher wie «Ihr Kind – das grösste Abenteuer Ihres Lebens», «Papa macht das schon – vom Wickeln, Trösten und Geschichten erfinden» und natürlich «Anleitung zur feministischen Vaterschaft»? Alles muss man alleine machen. Mal überlegen: Was passiert noch? Ah ja! Die Arme fallen nur gefühlt ab. Das gibt sich wieder. Dafür Schlafmangel. Als Folge davon Pickel wie der minderjährige Pizzabote bei den Simpsons.