Fühlst du dich von anderen Männern ernst genommen?
Tatsächlich kommt meine Rolle als Papa und Hausmann positiv an bei anderen Vätern in der Familie und im Freundeskreis. Sie sind interessiert und finden das alle gut. Bei meinen Kumpels bin ich der Erste, der Papa wurde. Sie machen sich auch Gedanken, wie sie später mal ihre Paparolle leben möchten.
Du bist erfolgreicher Content-Creator auf Instagram mit aktuell über 107 000 Followern. Wie kams dazu?
Dass es irgendwann mal so viele Follower, oder besser gesagt Followerinnen, werden, hätte ich tatsächlich nicht für möglich gehalten. Angefangen habe ich, bevor wir Thea hatten, neben meinem Job als Erzieher. Seit letztem November ist es mein Vollzeitjob und macht mir einfach unfassbar Spass.
Wie erklärst du dir diesen Erfolg?
Ich denke, es ist, weil ich authentisch bin. Ich schreibe über Themen, die Eltern beschäftigen. Etwa, dass Kinder auch mal ganz schön stressig sein können. Aber wenn man weiss, dass das Kind ein gewisses Verhalten nicht macht, um einen zu ärgern oder damit man zu spät zur Arbeit kommt, dann macht das mit einem persönlich ganz schön viel, und man kann mit solchen Situationen besser umgehen.
Du machst dich für Kinder stark auf Instagram?
Absolut. Kinder funktionieren nicht und müssen nicht funktionieren, sie sind keine Maschinen. Ich finde, da wird oft mit zweierlei Mass gemessen. Dinge, die wir Erwachsenen einräumen, werden Kindern abgesprochen. Wenn Erwachsene willensstark und durchsetzungsfähig sind, ist das eine positive Eigenschaft. Bei Kindern wird dasselbe negativ bewertet, von wegen: es tanzt einem auf der Nase rum. Das ist unter anderem auch eine Aufgabe von mir auf Instagram, ich will die Leute inspirieren, nachzudenken und alte Denkmuster aufzulösen.
Du plädierst auch für Gelassenheit, etwa in Themen wie Ernährung und Schlafen.
Genau. Von der Gesellschaft wird unglaublich Druck gemacht, es gibt unzählige Ratgeber, die uns die Welt erklären und Eltern unter unfassbaren Stress setzen. Mein Standpunkt ist halt immer: Warum nicht? Warum soll Thea kein Eis zum Frühstück bekommen, wenn sie danach noch Obst isst? Wer sagt das? Es ist ja nicht die Norm, warum dann nicht mal fünf grade sein lassen? Oder warum soll sie in ihrem eigenen Bett schlafen müssen, wenn es für uns Eltern okay ist, dass sie in unserem schläft? Das ist doch auch cool. Meist haben die Leute auf meine Gegenfrage auch keine Antwort.
Du zeigst einfachste Bastel- und Spielideen. Der Beitrag, bei dem Thea mit roten Linsen Kochen spielte, hatte mehr als 3000 Likes und viele positive Kommentare. Erstaunlich, dass so einfache Dinge so gut ankommen.
Ich glaube, dass gerade, was so Spielideen angeht, viele Eltern sehr verkopft sind. Ich will die Angebote relativ niederschwellig halten, damit viele Eltern und Kinder die Möglichkeit haben, das zu Hause nachzumachen. Ich glaube, einfache Beschäftigungsideen sind genau das, wonach viele Eltern suchen.
Von Männern bekommst du auch mal negative Kommentare. Wie geht es dir dabei?
Mich persönlich verletzt das nicht mehr, mir tun schon eher die Männer leid. Da sind wahrscheinlich nicht erfüllte Bedürfnisse nach mehr Zeit mit dem Kind, mit der Familie, nach mehr gesehen werden, weniger arbeiten vielleicht und weniger Stress. Es ist aber nicht meine Aufgabe, von Männern gemocht zu werden. Zum Glück ist das nicht der Alltag. Rund vier Prozent meiner Follower sind Männer, mit denen sind der Kontakt und der Austausch sehr positiv.
Von aussen betrachtet scheint es, als laufe dein Alltag recht easy. Kommst du mit Thea auch mal an Grenzen?
Ich behaupte von mir selbst, dass ich ein relativ ruhiger und entspannter Mensch in vielen Dingen bin. Dabei hilft mir natürlich auch mein Background als Erzieher. Auch ich habe Situationen, wo ich ins Nachdenken komme, mich selbst reflektiere, um das nächste Mal besser oder anders damit umzugehen. Wenn meine Tochter einen Wutanfall hat, filme ich das natürlich nicht, sondern bin dabei, sie zu unterstützen, mit ihrer Wut umzugehen. Aber ich spreche in meinen Beiträgen solche Situationen auch an.
Wie gehst du mit der Kritik um, dass du Thea auf Instagram zeigst?
Wir sind bedacht, sie zu schützen und was wir von ihr preisgeben. Für mich wäre es nicht authentisch, sie zu verpixeln oder nicht zu zeigen, denn sie gehört zu meinem aktiven Vatersein dazu. Und ich glaube, dass Kinder in unserer Gesellschaft eh schon mundtot gemacht und nicht gesehen werden. Der wichtigste Punkt ist aber, dass die grösste Gefahr für Kinder und die Kindheit nicht das Internet birgt, sondern das private, soziale Umfeld.
Im Dezember kommt Baby Nr. 2. Du schreibst, dass du dir Gedanken machst. Was treibt dich um?
Ich bin sehr gespannt. Baby Nr. 2, auch ein Mädchen übrigens, wird vermutlich komplett anders sein als Thea. Genau auf diese Herausforderung freue ich mich. Herauszufinden, wie es ist mit der Liebe zu diesem Kind, wie entwickelt sich die Partnerschaft und wie finden wir den Weg in unserem neuen Familienkonstrukt.
Du sagst auch, dass du Bedenken hast, wie die Beziehung zu Thea sich entwickeln wird.
Absolut. Sie ist mein erstes Kind und ich würde von uns behaupten, dass wir eine sehr enge Beziehung haben. Da bin ich natürlich gespannt, wie sich das auf uns auswirken wird und wie die Bindung zu meiner zweiten Tochter werden wird. Das sind so Sachen, die ich jetzt noch nicht weiss, aber die sehr viel Spannungspotenzial mit sich bringen. Ich freue mich drauf.