Die 5-Jährige, die Abend für Abend wieder raus kommt, weil sie angeblich Durst hat, die Decke verrutscht ist, das Kuscheltier nicht mehr auffindbar. Der 10-Jährige, der einfach nicht einschlafen kann, sich über Wochen quält, nicht zur Ruhe findet: Üblicherweise sind es Eltern von Kleinkindern, die von schlaflosen Nächten berichten. Doch auch Ältere tun sich mitunter schwer. So zeigt ein Drittel von ihnen im Laufe der Entwicklung Ein- oder Durchschlafstörungen.
Aber welches Verhalten zählt noch als «Ist nur eine Phase!», und ab wann sollten Eltern hellhörig werden? «Bei 5-Jährigen kann es auch mal 15 Minuten dauern, bis sie einschlafen, bei 10-Jährigen 30 Minuten», sagt Caroline Benz, Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin sowie Leiterin der entwicklungspädiatrischen Poliklinik am Universitäts-Kinderspital Zürich. Fällt das Einschlafen ein paar Abende hintereinander mal schwerer, liegt es vielleicht an aufregenden Erlebnissen oder am verschobenen Tag-Nacht-Rhythmus. «Hält das Ganze jedoch über zwei oder drei Wochen an, würde ich mit dem Kinderarzt sprechen», so Benz.
In der Schlafsprechstunde
Wenn Familien zu ihr in die Schlafsprechstunde des Kinderspitals kommen, erkundigt sich die Medizinerin zunächst nach der Vorgeschichte: War der Nachwuchs schon als Baby ein schlechter Schläfer? (Langschläfer bleiben Langschläfer, Kurzschläfer werden Zeit ihres Lebens mit weniger Schlaf auskommen.) Oder wird der Schlafbedarf des Kindes eventuell überschätzt, sodass es abends einfach nicht müde ist?
Fehlen vielleicht Rituale und regelmässige Abläufe, an denen sich Kinder orientieren können? Gibt es schlechte Einschlafgewohnheiten, wie etwa elektronische Medien vor dem Zubettgehen? Oder sucht das Kind abends Nähe und Geborgenheit von den Eltern, die es tagsüber nicht bekommt? «Meist stecken falsche Erwartungen oder ungünstige Gewohnheiten hinter den Schlafstörungen von Kindern und Jugendlichen», ist die Erfahrung der Medizinerin. Themen wie schulische Überforderung spielten hingegen nur selten eine Rolle.