wir eltern: Frau Meinetsberger, wie können Sie Eltern unterstützen, einen besseren Weg miteinander zu finden?
Anja Meinetsberger: Wenn Eltern erkennen, dass die Kommunikation erschwert ist und sie sich Unterstützung holen, ist oft der erste Schritt gemacht. Unser Ansatz besteht darin, die Eltern- und ehemalige Paarebene zu trennen. Wenn sich Eltern trennen, trennen sie sich als Paar. Eltern bleiben sie und in ihrer Funktion als Eltern gilt es, die bestmögliche Zusammenarbeit zu erreichen. Diese Zusammenarbeit ist nicht für den ehemaligen Partner oder die ehemalige Partnerin, sondern für die gemeinsamen Kinder.
Selbst schwere Vorwürfe gegen den anderen Elternteil – wie Suchterkrankung, psychische Erkrankung, Erziehungsunfähigkeit – sind oftmals Ausdruck von Sorge um die gemeinsamen Kinder. Eltern gemeinsam ins Gespräch zu bringen und gemeinsam darüber nachzudenken, was braucht das Kind im Moment, schafft eine gute Grundlage, um wieder gemeinsam miteinander statt gegeneinander für das Kind zu denken.
Missverständnis-Tool Whatsapp – wie wichtig sind Regeln für Eltern in Bezug auf Kommunikation?
Kommunikation ist selten eindeutig und birgt Potenzial für Missverständnisse. Im direkten Gespräch können wir schneller nachfragen: Wie hast du das genau gemeint? Im Chat ist die Kommunikation erschwert, es bleibt auf der einen Seite viel Spielraum zur Interpretation und oftmals werden Nachrichten schnell versendet, eventuell ohne in Ruhe nachgedacht zu haben. Es gibt Eltern, bei denen funktioniert dieser Kanal sehr gut, dann braucht es wenig Abmachungen oder Regeln. Sobald etwas zu Störungen führt, besprechen wir das Thema in der Beratung. Egal ob Telefonat, Mail oder Chat: Wichtig ist zu definieren, für was nutzen wir welches Medium. Wenn es darum geht, zum Beispiel einen Informationsbrief aus der Schule schnell zum anderen Elternteil zu transportieren, kann Whatsapp einfach und funktional sein.