Warum macht mein Kind mich so wütend?
Tatsächlich hält uns der Nachwuchs in vielerlei Hinsicht den Spiegel vor: Macht uns etwa der Sohn wütend, reagieren wir meist nicht auf die aktuelle Situation, sondern auf etwas, was uns früher als Kind selbst verletzt hat.
«Kinder triggern Punkte, in denen ich empfindlich bin», sagt Caroline Märki, Leiterin familylab Schweiz und Familienberaterin SGfB. «Diese Verletzlichkeit hat mit meiner Vergangenheit zu tun, oft mit den eigenen Eltern; und es liegt in meiner Verantwortung diese Punkte anzuschauen», so die dreifache Mutter. «Denn diese stehen mir in der Beziehung zu meinem Kind oder meinem Partner im Weg und vergiften das Klima.»
Nicht umsonst schreibt die britische psychotherapeutin und Bestseller-Autorin Philippa Perry («Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen»): «Egal, welches Alter dein Kind hat, es wird dich an die Emotionen erinnern, die du durchgemacht hast, als du in einem ähnlichen Stadium warst.»
Die gute Nachricht lautet: Viele dieser Muster aus der eigenen Kindheit lassen sich korrigieren. Allerdings kann aus Fehlern nur lernen, wer sich bei Konflikten nicht nur auf den Nachwuchs konzentriert, sondern auch auf seine eigene Vergangenheit.
«Dabei geht es nicht darum, als Eltern perfekt zu sein, sondern für Missgeschicke, die unweigerlich passieren, Verantwortung zu übernehmen», findet Märki. «Zum Kind zu sagen: ‹Tut mir leid›, wirkt wie ein Delete und löscht alles.» Vor allem aber helfe es dem Nachwuchs, zu lernen, wie man Fehler eingesteht und sich entschuldigt.