MixMax ist ein Pionierprojekt und will, wie es der Name sagt, Jung und Alt zusammenbringen. Weil von diesem Miteinander beide profitieren können. Mit dem Generationen- Mixen betrat Initiantin Marie- Jeanne Metz 2002 Neuland. Die ausgebildete Kleinkinderzieherin und Bewegungspädagogin liess sich durch ein Projekt in Holland inspirieren. So was müsste doch auch in der Schweiz möglich sein, fand sie. Und heuerte ein halbes Jahr im Domicil Schönegg an, um zu sehen, ob ihre Idee dort auf fruchtbaren Boden stossen würde. Sie lernte den Betrieb von innen kennen und klärte ab, was es braucht, damit ein Generationentreffen für alle Beteiligten stimmig ist. Schnell zeigte sich, dass viele Senioren Freude hätten, regelmässig Kinder zu treffen. Also arbeitete Marie-Jeanne Metz mit dem eigens gegründeten Verein mixmax ein Konzept aus. Und gründete im grosszügigen Dachstock des Hauses Schönegg in der frei gewordenen 5-Zimmer-Wohnung die Kindertagesstätte MixMax. Die Idee entwickelte sich zum Erfolgsmodell.
Wie es Jung und Alt gefällt
«Ein ‹Streichelzoo› sind wir nicht», stellt die Kita-Leiterin klar. Die Kinder dürften nicht instrumentalisiert werden. «Sie machen nur so lange mit, wie es ihnen gefällt.» Klar lösten die Kleinen bei den alten Leuten oft einen Jö-Effekt aus. Aber ob sich ein Kind herzen lassen oder einer Heimbewohnerin auf den Schoss sitzen will, bleibt ihm überlassen. «Alles beruht auf Freiwilligkeit.» Selbstverständlich gilt dies auch für die Pensionäre. An jenem Begegnungsnachmittag, als die Kids augelassen durchs Domicil Schönegg tollen, macht eine Dame, die im Rollstuhl sitzt, denn auch gleich an der Türe kehrt, als sie sieht, mit welcher Energie die Kinder geladen sind.
Im Altersheim leben 83 Seniorinnen und Senioren. Und die Kita bietet Platz für 24 Kinder im Alter zwischen sechs Monaten und sechs Jahren. Unter den Alten, berichtet die Kita-Leiterin, gebe es eine Kerngruppe von 30 Leuten, die immer an die verschiedenen Begegnungen mit den Kids kommen würden. Vereinzelt entstünden sogar Freundschaftsbande zwischen der Grosseltern- und der Enkelgeneration.
Der Soziologe François Höpflinger begrüsst den organisierten Generationenmix in Heim und Kindertagesstätte. «Heute gibt es fast keine freilaufenden Kinder und Senioren mehr», sagt der Generationenforscher augenzwinkernd. Alte Leute und kleine Kinder seien entweder zu Hause in den eigenen vier Wänden oder würden in Heime und Tagesstätten gesteckt. «Früher traf man sich beim Dorfbrunnen oder auf dem Kirchenplatz.» Aber mit dem Verkehr heutzutage und der Verstädterung seien spontane Begegnungen fast nicht mehr möglich. Umso wertvoller seien organisierte Generationentreffen. «Die Kinder bringen Leben ins Haus. Und die alten Menschen mit ihrem langsamen Rhythmus wirken beruhigend auf die Kleinen.»
Natürlich seien solche Treffen weniger verbindlich als innerfamiliäre Begegnungen von Grosseltern und Enkeln. Aber Beziehungen müssten nicht immer verbindlich sein. Im Gegenteil: «Die Unverbindlichkeit von Beziehungen ist ein wichtiges Element moderner Gesellschaften.» Und auch in diesen losen Beziehungen könnten Menschen viel voneinander lernen, unter anderem, sich gegenseitig in ihrer Andersartigkeit zu respektieren und leben zu lassen. Verklären dürfe man solche Projekte dennoch nicht. «Ich warne vor sozialromantischen Illusionen! », so der Altersforscher. Die Gleichung, je mehr Kontakte zwischen Jung und Alt, desto besser die Beziehung, gehe nicht auf. Im Zentrum müssten immer die Bedürfnisse der Beteiligten stehen. Also das Bedürfnis nach Ruhe bei den alten Menschen und nach ausgelassenem Herumtollen bei den Kindern.