Welche Rolle spielt eine Elternzeit dabei, Geschlechterbilder zu ändern?
Heute gibt der Gesetzgeber vor, wer nach einer Geburt ausfällt. Das hat sich mit dem zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub nicht gross verändert. Das spurt die Retraditionalisierung des Rollenmodells ein. Die Väter werden an den Arbeitsmarkt gerufen und sind dort unersetzlich. Die Mütter haben ihre Aufgabe zu Hause. Statt dass sie das hälftig aufteilen könnten. Und beide zu gleichen Teilen Verantwortung übernehmen. Das würde enorm helfen, damit Mütter am Arbeitsplatz dieselben Chancen und Möglichkeiten erhalten – wenn auch Männer ausfallen, dann wenn sie Väter werden.
Das eine ist die Chance auf dem Arbeitsmarkt, das andere, was Elternzeit mit dem Paar macht.
Genau. Wenn beide 14 oder 16 Wochen beziehen können, ist man als Mutter in einer anderen Verhandlungsposition, als heute, wo nicht vorgesehen ist, dass Väter auf dem Arbeitsmarkt ausfallen.
Eine Prognose: Wann kommt die Elternzeit?
In sieben Jahren.
Oh, das dauert …
(unterbricht) Das ist vielleicht sogar zu optimistisch. Die Individualbesteuerung schafft man früher.
Die Unterschriftensammlung dafür läuft. Für verheiratete Frauen würde Erwerbsarbeit in höheren Pensen attraktiver, weil individuell erhobene Steuern das Einkommen weniger belasten.
Parallel und vorgespurt zur Initiative gibt es einen parlamentarischen Prozess, den viele Frauen aus der Alliance F bereits mitprägen. Die Verwaltung ist daran, eine Botschaft auszuarbeiten zur Einführung der Individualbesteuerung. Wir sollten im Parlament noch dieses Jahr über Eckwerte befinden können. Die Initiative gibt zusätzlichen Druck, den braucht es.
Der Mai ist Muttertagsmonat. Was halten Sie davon?
Ich habe ehrlicherweise etwas meine Mühe mit diesen konsumorientierten Tagen oder der Vorstellung, dass man den Müttern gerade einmal im Jahr dankt. Wie man dem Pflegepersonal zuklatscht, anstatt ihnen den Lohn zu zahlen für ihre Arbeit. Echt jetzt: Einmal im Jahr bekommen die Mütter einen Strauss?
Der Strauss ist das eine, das andere ist das vom Kind gebastelte Geschenk. Ihre zweijährige Tochter ist wohl noch zu klein.
Das Basteln finde ich wunderschön. Ich freue mich sehr auf die Bastelarbeiten meiner Tochter! Auch wenn ich diese genauso gerne am Geburtstag nähme.