6. Darf mein Kind auf den Boden gefallenes Essen verzehren?
Ja, wenn der Boden sauber ist und es die hygienischen Verhältnisse zulassen. Eine allgemeine Regel gibt es nicht. Viele Wissenschaftler sind skeptisch der «Drei-Sekunden-Regel» gegenüber: Gemäss dieser Regel dürfen auf den Boden gefallene Lebensmittel unbedenklich
verzehrt werden, wenn sie innerhalb von drei Sekunden
aufgehoben werden.
7. Ist Blattsalat wirklich so gesund?
Wer Blattsalat isst, hat eigentlich praktisch nichts gegessen. Denn er besteht aus 95 Prozent Wasser. Der Nährwert-, Vitamin- und Ballaststoffgehalt ist tief. Blattsalat gehört damit zu den am meisten überschätzten Lebensmitteln.
8. Kochen oder Tiefkühlen: Was ist besser für die Vitamine?
Kocht man Gemüse lange in viel Wasser, dann geht ein Grossteil der wasserlöslichen Vitamine, etwa Vitamin C und verschiedene B-Vitamine, verloren. Kurz gegartes Gemüse hingegen behält die meisten Vitamine. Wird Gemüse unmittelbar nach der Ernte schockgefroren, bleiben die Vitamine weitgehend erhalten. Unter Umständen kann aufgetautes Gemüse sogar einen höheren Vitamingehalt aufweisen als Frischgemüse im
Supermarkt, das oftmals schon ein paar Tage gelagert wurde,was bestimmten Vitaminen schlecht bekommt. So zerfallen beispielsweise die Vitamine C, A, B2 oder B6 unter dem Einfluss von Luft und Licht rasch.
9. Wie gefährlich ist Zucker?
Das hängt stark von der Menge ab. Zucker soll im Alltag wohldosiert und bewusst eingesetzt werden, für Kleinkinder erst recht. Bis zum Alter von zwölf Monaten sollte auf Nahrungsmittel mit Zuckerzusätzen verzichtet werden. Die empfohlene Höchst-Zuckermenge
für zwei- bis dreijährige Kinder beträgt 7,5 Würfelzucker pro Tag (maximal 30 Gramm), also zehn Prozent der Gesamtenergie, die diese Kinder zu sich nehmen dürfen.
10. Die einen verteufeln sie, die anderen verherrlichen sie: die Kuhmilch. Wer hat recht?
«Milch- und Milchprodukte haben einen wichtigen Platz in einer ausgewogenen gesunden Mischkost», sagt George Marx, Kinder-Gastroenterologe und Mitautor von «Kinderernährung». Dennoch soll auch hier auf die Menge geachtet werden. Ein zu hoher Milchkonsum
kann beispielsweise vorab bei Kleinkindern zu einem
Eisenmangel führen. Eine Menge von drei bis fünf Deziliter Bio-Kuhmilch ist beim Kleinkind gesundheitlich unbedenklich.Kuhmilchprodukte wie Joghurt oder Hartkäse sind laut Experten gesundheitlich unbedenklicher als Vollmilch, da diese behandelt werden muss, um sie haltbar zu machen.
11. Glutenfreies Essen gilt als gesund. Gilt dies auch bei Kindern?
Viele Fachleute sind skeptisch: «Ein Kind glutenfrei ernähren soll man nur, wenn es einen klaren medizinischen Grund dafür gibt, wie zum Beispiel eine Zöliakie oder eine andere Glutenerkrankung», sagt Magendarmarzt George Marx. Ansonsten bringe eine glutenfreie Ernährung keinen Vorteil und könne zu Mangelerscheinungen führen. Dies gilt übrigens auch für Erwachsene.
12. Soll ich mein Kind zwingen, neue Lebensmittel zu probieren?
Ein Kind zum Essen zu zwingen, bringt gar nichts. Darin sind sich die Fachleute einig. Durch Essregeln und kreative Tellerpräsentationen sowie Zeit und Geduld kommt man viel weiter als mit Druck. Auf diese Art können neue Lebensmittel viel einfacher eingeführt werden. In der Regel mögen Kinder, was sie mindestens
zehn- bis fünfzehnmal probiert haben. «Eine ursprüngliche Ablehnung kann durch mehrmaliges Kosten sogar unerwartet in eine Vorliebe umschlagen», weiss Spezialist Marx aus Erfahrung.
➺ Buchhinweis: George Marx, Andrea Mathis:
«Kinderernährung. Expertenwissen für den Alltag»,
Karger-Verlag, 2020.