Sie ist dann also nicht nur am Kochen, sondern denkt auch noch daran, dass sie ein Geburtstagsgeschenk fürs Nachbarskind besorgen muss.
Roland: Genau. Wenn ich dafür zuständig bin, mache ich es einen Tag vorher und denke davor kein einziges Mal daran. Meine Frau befasst sich schon eine Woche vorher damit und wenn sie an diesem Tag gerade im Laden ist, kann sie das Geschenk bereits kaufen. Sie ist also flexibler – und eigentlich braucht es das in dieser schnelllebigen Welt.
Luzi: Unter dem Strich ist die Arbeit gerecht aufgeteilt, wenn beide nach dem Geldverdienen, der Kinderbetreuung und dem Haushalt gleich viel Freizeit haben. Meine Ex-Frau war sehr strukturiert und hatte den Anspruch, die Sachen schnell in den Griff zu bekommen. Ich bin eher der Typ, der die Dinge etwas laufen lässt und auch den Raum bekommen möchte, dies zu tun.
Das hat zu viel Reibung geführt und ich hätte immer schneller sein müssen, als sie, um sie entlasten zu können. Manchmal dachte ich mir, die Paare mit traditioneller Rollenteilung haben es deutlich einfacher.
Wie habt ihr eure eigenen Väter in eurer Kindheit erlebt?
Charles: Mein Vater war mein bester Freund und ist es bis heute. Unter der Woche hat er voll gearbeitet und ich habe ihn fast nie gesehen. Am Wochenende aber hat er von morgens bis abends mit uns Dinge unternommen, Sport gemacht, Ausflüge in die Natur.
Dabei hat er mich immer evaluiert und wusste genau, wo es Grenzen brauchte, doch nie hätte er mich aufgrund meiner Fehler verurteilt. Ich hatte das Gefühl, er liebt mich so sehr, dass er genau weiss, wer ich bin.
Roland: Mein Vater hatte sein Büro zu Hause und hat viel gearbeitet. Mit mir und meinen zwei Brüdern hat er Bubensachen gemacht wie Seifenkisten bauen, er hat mit uns gebastelt und uns das Schlittschuhlaufen beigebracht.
Christoph: Mein Vater war Seklehrer und hat am Wochenende und in den Ferien auch viel mit uns gemacht. Als ich 15 oder 16 war, haben wir extrem viel gestritten und er hat mir unglaublich die Stirn geboten. Ich brauchte das, um mich abzunabeln.
Heute merke ich, dass ich oft genau so cholerisch reagiere wie er, wenn mir alles zu viel ist. Als ich 24 war, starb er überraschend an einem Herzinfarkt. Heute fehlt es mir manchmal, dass ich mich nicht mehr mit ihm austauschen kann, und ich würde ihn gerne fragen, wie es ihm damals ergangen ist, als ich ein Kind war.
Luzi: Mein Vater hat einfach viel gearbeitet. Er war Wissenschaftler und ging voll in seinem Beruf auf. Er wusste nur am Rande, was meine Brüder und ich machen oder wofür wir uns interessieren. Erst als er Grossvater wurde, merkte er, was er verpasst hat und hatte grosse Freude an den Enkeln. Auf eine Art war ich froh, dass er sich nicht gekümmert hat, so konnte ich meine Sachen machen. Anderseits hat es auch gefehlt.
Was bedeutet euch die Beziehung zu euren Kindern?
Roland: Kürzlich haben meine Frau, mein Sohn und ich draussen gegessen. Als meinem Sohn kalt wurde, hat er sich an mich angekuschelt. Es hat mich sehr gefreut, dass er die körperliche Nähe zu mir suchte, und es zeigte mir, dass unsere Beziehung von ihm wahrgenommen und gelebt wird. Ein Glücksmoment!
Charles: Ich möchte meinen Kindern ermöglichen, vieles auszuprobieren, verschiedene Erfahrungen zu machen – sei es im ganz normalen Alltag, aber auch mit Musik, Kunst, Mathematik oder mit Freunden. Sodass sie selber erkennen, wie sich etwas auf sie auswirkt und sich anfühlt, welche Konsequenzen das Erlebte hat und wie sie damit weitergehen. Sie sollen einen inneren Kompass erhalten, mit dem sie durchs Leben gehen können.