Markus, 70, 3 Kinder, 3 Grosskinder, ein Urenkel, Bern
«Als ich frisch Opa wurde, war ich 47 Jahre alt und noch voll berufstätig. Trotzdem wollte ich mitanpacken beim Enkelhüten und schaute, dass ich als Anästhesiepfleger meine Schichten auf die Nacht oder aufs Wochenende legen konnte. So hatte ich tagsüber und unter der Woche Zeit, um einzuspringen.
Leider beschied uns unser Sohn dann, dass wir keinen Kontakt haben dürfen zu unserem ältesten Grosskind. Seine Frau lehnt uns aus für uns unerfindlichen Gründen ab respektive unterstellte uns, wir würden dem Kleinen schaden. Wir setzten alle Hebel in Bewegung, doch wir fanden den Rank zusammen nicht mehr. Meine Frau und ich litten sehr. Zu den jüngeren beiden Enkeln hingegen haben wir eine super Beziehung. Wir besitzen ganz in der Nähe von ihnen eine Ferienwohnung und unternehmen viel mit den beiden oder sind einfach da, wenn sie uns brauchen.
Betreuen wir, setzen wir die Regeln
Ich bin ein Bergbauernsohn, meine Frau war ein Verdingkind. Wir haben extrem jung geheiratet, wir waren noch keine 20 Jahre alt. Obwohl unsere Kinder im Nachgang der 68er-Jahre zur Welt kamen, war antiautoritäre Erziehung kein Thema. Kinder brauchen Leitplanken. Meine Kinder sagen mir, ich sei ein sackstrenger Vater gewesen. Aber ich war vor allem konsequent. Und das sind unsere Kinder den Enkeln gegenüber auch. So konsequent, dass die Lehrer den Eltern nahelegen, doch etwas weniger streng mit den Kindern zu sein!
Was Konflikte angeht, war immer allen Beteiligten klar: Wenn die Eltern vor Ort sind, haben sie das Sagen. Wenn wir betreuen, setzen wir die Regeln. Das akzeptieren die Grosskinder problemlos. Meistens. Für uns war bei der Erziehung unserer Kinder damals klar, dass sie die Teller leer essen müssen. Bei der heutigen Elterngeneration aber wird das nicht mehr verlangt. Ehrlich, da muss ich mich manchmal zurücknehmen. Anfänglich nervte ich mich, wenn ich für den Jüngsten ein Confi-Brötli streiche und er dann nur einen Bissen davon isst. Aber unterdessen ist das für mich in Ordnung. Dafür stecke ich unseren Enkeln ab und zu Süssigkeiten zu – das ist für die Eltern dann auch okay.»
Anita,62, 3 Kinder, 3 Grosskinder, Zürich
«Ein Enkel wohnt in den USA, da erübrigt sich das Thema Hüten. Aber meine Schweizer Grosskinder, 1- und 3-jährig, wohnen in der Nähe und ich besuche sie einmal pro Woche. Mit Betonung auf «besuchen». Wir spielen ein bisschen zusammen, essen Znacht, das wars. Ich will sie nicht betreuen. Die Eltern hätten mich zwar gerne als Betreuungsdienst, aber dafür bin ich nicht zu haben. Ich habe zwei Hunde, arbeite 70 Prozent und als Lehrerin habe ich genug Kinder um die Ohren. Ich will abends meine Ruhe. Und am Wochenende geniesse ich Outdoor-Actions mit meinem Partner. Ich bin ein unruhiger Typ, muss mich bewegen. Diese Freiheit ist mir wichtig.
Mein Sohn moniert das natürlich. Er hätte gerne Grosseltern, die ab und zu einen Tag übernehmen. Zum Glück gibt es Grossväter, die hin und wieder einspringen.
Auch wenn die Begegnungen mit der Familie meines Sohnes friedlich sind – wir haben nicht wirklich dieselbe Weltanschauung. Er verwöhnt seine Kinder materiell, mag Luxus. Ich bin völlig anders gewickelt: Ich habe meine Kinder auch verwöhnt – aber mit Zeit, Natur und Freiheit. Aber ich mische mich nicht ein. Mein Sohn ist Fachangestellter Betreuung, er ist der Erziehungschef zu Hause. Daher habe ich schon das Vertrauen, dass die Enkel behütet aufwachsen.