Veränderungen in der Arbeitswelt würden es Eltern erleichtern, Erwerbs- und Care-Arbeit unter einen Hut zu bringen. Wir sollten jedoch auch das enge Korsett der Kleinfamilie aufbrechen. Diese ist erst mit der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden. Bis dahin lebten wir in Grossfamilien.
Heute wollen die wenigsten mit den Eltern oder anderen Verwandten unter einem Dach leben. Unser Lebensstil ist individualisiert, wir wollen unsere eigenen Entscheidungen treffen, niemand soll uns reinreden. Jede Familie wurstelt mit mehr oder weniger Unterstützung für sich. Was immer möglich ist, wird an (eher schlecht) bezahlte Arbeitskräfte ausgelagert. Das Putzen, die Kinderbetreuung. Das Wursteln hat seinen Preis. Rundherum höre und lese ich von gestressten Eltern, von Eltern-Burn-outs. Wer am Ende darunter leidet, sind die Kinder.
Die Last auf mehrere Schultern zu verteilen, würde also allen helfen. Dafür müssen wir auch hier umdenken, toleranter gegenüber anderen sein, eine fünf mal gerade sein lassen. Der Grossvater hat das Kind wieder länger als vereinbart fernsehen lassen? Die Nachbarin hat dem Baby gekauften statt selbst gemachten Brei gegeben? Vermutlich schadets dem Kind weniger als dauergestresste Eltern, die am Rande eines Burn-outs stehen, weil sie alles selbst managen wollen.