Wohl angespornt durch so viel Persönliches und von Luules ansteckender Fröhlichkeit heiter gestimmt, erzählt die junge Frau quer gegenüber alsbald, dass sie mit ihrer Katze auch mal sehr weit Zug gefahren sei: von Romanshorn bis Sursee. Ich bin beeindruckt, denke, dass es mit einer Katze sicher auch nicht so einfach ist, zehnmal durchs Oberdeck zu spazieren, fünfzehn Mal die Treppe rauf- und runterzusteigen und zwölf Mal die Rutschbahn runterzusausen. Im Ernst: Ich bin immer wieder fasziniert von der Energie dieser kleinen fröhlichen Luule, die mir fast auf jeder Zugfahrt unbekannte Menschen näher bringt.
Kurze Freude
Ich könnte jetzt sagen, dass mich diese «Opa»-Nennungen nicht stören. Aber so ist es nicht. Mich nervt es. Punkt. Es gibt da nichts auszuschmücken oder Grossphilosophisches dazu zu sagen. Schaut doch mal rundherum: Grosseltern tauchen zu 60 Prozent zu zweit mit dem Enkel auf. Zu 30 Prozent sind sie alleine mit der Grossmutter und höchstes zu 10 Prozent mit dem Grossvater, dem Opa, unterwegs.
Im Zug mit Luule eine weitere Runde durch das Oberdeck balanciert, sagt ein junger Vater: «Ist das Luule, das Baby, das mit dem Papa ins Theater geht ?» Bingo, so geht das ! Mein Stolz, einen Leser meiner Kolumne getroffen zu haben, hält allerdings nicht lange.
Im Tram fragt ein älterer Mann kurz darauf: «Ist das ihre Tochter ?» Dem Tonfall ist zu entnehmen, dass er eigentlich fragen will: «Ist das ihr Enkelkind?» «Ja !», sage ich stolz, als Luule postwendend und sehr laut «Opa» ruft. Ihm zu erklären, dass das «Oba» heisst und sie es öfters sagt, ist sinnlos, denn das Gegenüber grinst bereits breit wie eine Wassermelone. Ich bin als Vaterschwindler überführt, bin der spazierende Beweis einer neuen Variante des Enkeltrickbetrügers.