Eineinhalb bis drei Stunden täglich liegen Stefan und Renate Widli meist nebeneinander. Sie geniessen die Nähe und die wenigen Quadratzentimeter Körperkontakt mit ihren Kindern. Recken zwischendurch die Köpfe, um auf dem Monitor hinter sich zu kontrollieren, ob Sauerstoffsättigung, Herz- und Atemfrequenz in Ordnung sind. Erforschen mit einem Heute hat Noah schon 15 ml Milch getrunken. «Bisch e Starche! Ganz guet», lobt Michael Vogt seinen Sohn. Handspiegel das abgewandte Gesichtchen des Sohnes, der Tochter. Reden über Vergangenes und Gegenwärtiges; kaum über Zukünftiges, denn dieses ist zu ungewiss, macht nur Angst. Und schlafen oftmals ein, erschöpft von den unglaublichen Belastungen der letzten Wochen.
Renate Widli war in der 22. Schwangerschaftswoche, als die Drillinge, die sie erwartete, bereits auf die Welt kommen wollten. Zu früh fürs Leben ausserhalb des Mutterleibs. Fachleute sind sich einig, dass bei der 22. Schwangerschaftswoche keinerlei Hoffnung auf Überleben besteht. Vor der abgeschlossenen 24. Woche werden Frühgeborene in der Schweiz nicht intensivmedizinisch betreut – so hat es die Schweizerische Gesellschaft für Neonatologie 2002 beschlossen. Eine zurückhaltende Praxis im internationalen Vergleich. Anfang Februar machte ein Dortmunder Baby Schlagzeilen, das bei seiner Geburt lediglich 23 Wochen alt war und nur 280 Gramm wog. Doch auch in den fünf Schweizer Perinatalzentren in Genf, Lausanne, Bern, Basel und Zürich, wo Neugeborene vor der 32. Schwangerschaftswoche betreut werden, macht man Ausnahmen: «Wenn eine Familie beispielsweise sehr lange warten musste auf das Kind und sich dieses gut entwickelt, behandeln wir auf Wunsch der Eltern auch schon in der 23. Woche», sagt Matthias Nelle, Leiter der Neonatologie am Inselspital Bern.