Was, wenn man das Sexleben schon länger nicht mehr spannend findet, aber nie was gesagt hat. Das nach langer Zeit ansprechen ist ja echt schwierig.
Ja. Absolut. Aber das kann man gut umgehen, indem man total ehrlich ist, und sagt: «Jetzt habe ich so lange nichts gesagt, und nun würde ich gerne mit dir darüber reden, aber ich schäme mich so wahnsinnig.» Und zack, ist man schon mittendrin, in der Unterhaltung.
Einer möchte mal was anderes ausprobieren, der andere hat aber null Bock auf Veränderungen und steht halt einfach nur auf «Blümchensex» im Dunkeln? Was dann?
Ja, viele Partner tun dann so, als wären sie völlig überrascht davon. Aber in Wahrheit zeigen sich ja Menschen schon von Anfang an, wie sie sind. Daher ist es wichtig, sich schon früh über die Grundbedürfnisse einig zu werden. Natürlich gibt es Entwicklungen bei Menschen, und manche entdecken ihre Bedürfnisse erst spät. Aber ich kann den anderen nicht in etwas reinzwängen, was für ihn einfach nicht geht. Man kann schauen, ob man einen Kompromiss finden kann. Falls das nicht möglich ist, muss man überlegen, ob die Beziehung noch die richtige ist, oder eben nicht.
Dessous, Sextoys, Rollenspiele: Kann das hilfreich sein für wieder mehr Drive im Bett?
Kann. Muss nicht. Dessous können keine Beziehung retten. Doch es kann sicher einen kleinen Anreiz geben. Wenn die Kommunikation stimmt, kann man natürlich alles ausprobieren, was man möchte. Kommunikation und Erotik hängen unmittelbar miteinander zusammen.
Kommen wir zur Treue. Laut Statistik hält das sexuelle Interesse einer Frau an ihrem Partner zwischen zwei und vier Jahren. Trotzdem halten wir eisern an der Monogamie fest. Ist das immer noch realistisch?
Ich glaube, das Modell der Monogamie ist überholt. Das haben zumindest die meisten von uns festgestellt. Aber sie ist insofern eine gute Stütze der Gesellschaft, weil Stabilität für die Menschen immer besser ist als Instabilität. Ich glaube aber, dass es zeitgemäss ist, Partner für Entwicklungsphasen zu haben. Das kann durchaus auch fünfzehn oder vierzig Jahre dauern, dagegen spricht ja nichts. Aber weil es meist so nicht funktioniert, müssen wir uns frei machen von der Vorstellung, dass man diesen Partner finden muss, mit dem man dann für immer und ewig zusammenbleibt. Das reduziert den Druck total.
Was halten Sie von offenen Beziehungen?
Leute, die das leben, reden nonstop darüber, was sie brauchen und wollen, was stört und so weiter. Insofern ist das eine gute Kommunikationstrainingsmethode. Ob man das leben möchte, ist eine andere Frage. Für viele ist bereits ein Partner oder eine Partnerin anstrengend. Für mich wäre das nichts. Es kommt aber auch darauf an, wie man offene Beziehung definiert. Für die einen sind das mehrere Partner gleichzeitig, für andere heisst das, es ist einmal Sex mit einem anderen Menschen pro Jahr. Es ist eine Frage des persönlichen Bedürfnisses. Wichtig dabei ist, sauber zu kommunizieren.