Busch fürs Bisi, Bank fürs Mami. Fussballtore, Feuerstelle. Fertig. Obwohl ... Nachdenklich dreht Leandro einen Glasstein in seinen Händen: «Einen vergrabenen Schatz mit einer richtigen Schatzkarte, das fände ich auf einem Spielplatz auch toll.» Der Siebenjährige buddelt den Stein im Sand ein. So, jetzt ist sein gebasteltes Modell vom Traumspielplatz aber endgültig fertig. Über die drei Mädchen nebenan kann er nur den Kopf schütteln. In ihrem Modell entsteht gerade eine Symphonie in Rot, Grün, Rosa, Violett: Da gibt es wuschelige Kätzchen aus Wolle, die in gepolsterten Bettchen schlafen, Bällebad, Kuschelecke, Glöckchen zum Bimmeln, Trampolin. Und die drei sind noch lange, lange nicht fertig. Tja, Erwartungen an einen Spielplatz sind so unterschiedlich wie die Kinder, die drauf spielen sollen. Nur – werden sie nicht immer gefragt, wie an diesem Frühlingsnachmittag am Primarschulhaus in Muhen. Hier nämlich soll ein Parkplatz weg und ein Begegnungsort mit Spielplatz hin. Deshalb hat die Gemeinde den «SpielRaum» beauftragt, herauszufinden, was sich Kinder dort eigentlich wünschen würden. «SpielRaum», das ist ein Zusammenschluss von Sozialarbeiter:innen, Raumplaner:innen und Landschaftsarchitekt:innen aus Bern und Zürich, die bei der Planung von kindgerechten, generationenverbindenden Freiräumen die Nutzer:innen einbeziehen. Und die Nachfrage ist hoch.
Denn, sagt Anne Wegmüller, Co-Geschäftsführerin: «Seit Corona sind Spielplätze wieder mehr in den Fokus gerückt. Die Pandemiejahre haben deutlich gemacht, wie wichtig Aussenräume als Treffpunkt für Kinder, nein, für alle sind.»
Wichtig, aber fade
Man traut es sich kaum zu schreiben, aber so hat Corona wenigstens irgendetwas Gutes gehabt. Seit den 80er-Jahren nämlich führte der Spielplatz ein Schattendasein. Vielleicht, weil junge Familien damals möglichst in die grünere Agglomeration zogen, vielleicht weil «urban» noch nicht schick klang. Vielleicht aus anderen Gründen. Das weiss keiner so genau. Rutsche, Sand und Schaukel, eingepfercht in ein übrig gebliebenes Eckchen der Überbauung. Das musste reichen. Wichtigste Kriterien: «billig» und «das Ding ist sicher». Über allem thronend: DIN-Norm EN 1176, zuständig für Spielplatzsicherheit. Also dafür, dass keine kleinen Köpfe stecken bleiben. Dass Balken, die tragen sollen, auch tatsächlich tragen und die Nägel nicht irgendwo spitz herausragen. Klar, das alles ist wichtig. Sehr wichtig. Und doch: Wenn eines fade ist, dann ein Spielplatz, der nichts anderes ist, als das gebaute Bedürfnis von Eltern, ihre Kinder in Watte zu packen. Jedes zehnte Kind zwischen fünf und zehn Jahren, sagt eine YouGov-Studie, darf niemals allein nach draussen, jedes zweite darf unbeaufsichtigt nur in den eigenen Garten, acht von zehn Eltern wollen jederzeit wissen, wo ihr Kind sich befindet. Und in der «Zeit» klagt ein Zahnarzt, die Anzahl der Frontzahnfrakturen bei Kindern nähme rapide zu, weil Kinder nicht mehr richtig fallen können. Weil sie nicht fallen.