Weshalb kommt es zum Kaiserschnitt?
Als Kathrin Gerber ihr Kind nach der Spontangeburt im Arm hielt, spürte sie ein nie dagewesenes Glücksgefühl: «Ich hatte es geschafft. Endlich konnte ich mit den vorherigen Geburten abschliessen.» Kathrin Gerber hat vier Kinder zur Welt gebracht. Die ersten beiden per Kaiserschnitt, die anderen zwei vaginal.
In der Schweiz ist jede dritte Geburt ein Kaiserschnitt. Manche sind geplant, andere eine böse Überraschung. Kathrin Gerber hat beides erlebt. 11 Wochen vor dem errechneten Termin zur Geburt ihres ersten Sohnes bekam sie Wehen. Im Spital stellten die Ärzte fest, dass das Baby kein Fruchtwasser mehr hatte. Und dann lag es auch noch in Beckenendlage, mit dem Po nach unten und dem Kopf nach oben: eine besonders risikoreiche Ausgangslage bei einer Frühgeburt. Die Ärztin entschied sich in dieser Situation für einen Kaiserschnitt. Drei Tage nach der Geburt starb das Baby. Es hatte zu lange ohne
Fruchtwasser auskommen müssen.
Laut der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) erlebt eine von vier Frauen nach einem Kaiserschnitt erneut eine Schnittgeburt.
Zum Vergleich: Bei Frauen, die noch nie einen Kaiserschnitt hatten, ist es jede sechste. Etwa die Hälfte der Schwangeren mit vorangegangenem Kaiserschnitt entscheiden sich bei der nächsten Geburt für einen geplanten Kaiserschnitt, schätzt Monya Todesco Bernasconi, Chefärztin für Geburtshilfe
und Perinatalmedizin am Kantonsspital Aarau. Die andere Hälfte wünsche sich eine natürliche Geburt.
In Kathrin Gerbers zweiter Schwangerschaft wurde eine Auffälligkeit in einer Blutprobe festgestellt. Das Baby sollte deshalb ein wenig früher operativ auf die Welt kommen. «Die Ärzte im Spital wollten die Geburt nicht einleiten, weil ich schon einen Kaiserschnitt gehabt hatte», erklärt Gerber. «Und ich wollte einfach nur ein lebendiges Kind im Arm halten.» Das gelang. Und dennoch: Kathrin Gerber wünschte sich weitere Kinder, aber bitte keinen Kaiserschnitt mehr.