wir eltern: Die Umwelt ist in einem desolatem Zustand. Lässt sich das Ruder noch herumreissen?
Robert Tobias: Der Umwelt geht es nicht gut, das ist ein Problem. Die Biodiversität hat sich verringert, Ressourcen werden übernutzt, die Atmosphäre wird wärmer, die Abfallberge wachsen – wir hinterlassen Spuren.
Was hindert Menschen denn daran, weniger Fleisch zu essen, weniger Auto zu fahren – weniger zu konsumieren?
Menschen tun das, was sie für richtig befinden. Auf ein umweltbelastendes Verhalten verzichten sie nur, wenn sie eine umweltfreundlichere Alternative kennen und ausführen können und wenn sie diese für besser befinden. Wie ein Verhalten beurteilt wird, hängt nicht nur von dessen Kosten und Umweltfreundlichkeit ab, sondern auch von Emotionen, die damit verbunden sind oder davon, welches Verhalten andere zeigen und als gut oder schlecht betrachten.
Können Sie das an einem Beispiel erläutern? Warum pendeln so viele Leute Dutzende von Kilometern mit dem Auto?
Häufig fehlen Alternativen zu ressourcenintensiven Fahrzeugen. Wer ländlich und schlecht erschlossen wohnt und mit dem Auto zur Arbeit pendelt, kann nicht so einfach aufs Fahrrad umsteigen. Öffentliche Verkehrsmittel können in den Stosszeiten eine weniger umweltbelastende Alternative bieten, aber die Erschliessung des ländlichen Raumes mit öffentlichem Verkehr führt dazu, dass noch mehr Menschen aufs Land ziehen – und damit noch mehr gependelt wird.
Und weshalb verzichten die Menschen nicht aufs Fliegen – die grösste Dreckschleuder überhaupt?
Die wenigsten fliegen um des Fliegens willen – Fliegen an sich ist doch sehr unangenehm! Ausschlaggebend sind sicher die günstigen Flugpreise, aber auch das Flugziel: Vielleicht ist in der Ferne das Klima angenehmer, die Kosten fürs Hotel tiefer, die Menschen netter oder die Destinationen sind «in» und haben einen hohen Statuswert.
Minimalismus, Zero Waste, Veganismus – Selbstbeschränkung wird immer mehr zum Lifestyle. Wird damit etwas bewegt?
Menschen mögen Herausforderungen. Je höher das Ziel, das man sich gesetzt hat, desto befriedigender ist es, wenn man dieses erreicht. Je nach Umfeld gewinnt man damit auch an sozialem Status. Wenn ein Veganer aber statt Hühnerbrüstli eingeflogene Papayas isst, bringt das dem Klima nichts.