Meine Tochter hat vor ein paar Jahren ihre Lieblingshunde, Möpse, gegoogelt …
(lacht) Das Ergebnis wird sie überrascht haben. Wegen solcher Vorfälle ist es wichtig, dass Aufklärung deutlich vor der Pubertät beginnt. Immer mal wieder. Wenn sichs gerade ergibt. Wenn es zur Situation passt. Aber bitte nicht dieses oberpeinliche «Kind, wir müssen mal reden»-Gespräch am Wohnzimmertisch.
Gibt es überhaupt noch etwas aufzuklären? Die Kinder kennen – zumindest in der Theorie – oft Ausgefalleneres als ihre Eltern.
Früher galt es, ein Zuwenig an Information zu beseitigen. Heute gilt es, ein Zuviel einzuordnen. Das Zuviel kann belastend sein. Manche Teenies denken ja, gleich beim ersten Mal müssten sie Analsex haben, nur weil sie das im Film gesehen haben. Das überfordert einen Teenager enorm. Als ob man beim ersten Mal nicht ohnehin schon genug Stress hätte.
Die Filme verändern also nicht nur Erregungsmuster, sondern auch Gewohnheiten und Erwartungen.
Sogar die Ästhetik. Ich habe mich damals schon wahnsinnig sexy gefühlt, weil ich mir die Unterschenkel rasiert habe, heute muss– ausgelöst durch die Filme – jedes Härchen ratzekahl weg. Sieht man noch eine Frau mit vollem Busch, denkt man inzwischen unwillkürlich: Was ist das denn für eine Wilde?
Tja. Vermutlich werden wir aber das Rad der Zeit nicht zurückdrehen. Die Zeiten, in denen ein Jüngling beim Anblick eines Frauenknöchels errötete, sind wohl für immer vorbei.
Ist auch völlig okay, solange es keine Probleme macht. Aber wenn Schönes plötzlich nicht mehr schön ist, ehemals Reizvolles nicht mehr reizt, alles schal wird, nur noch das Schärfste kickt und Beziehungen knirschen, dann ist vielleicht Zeit für ein Reboot.
Sex-Detox?
Warum nicht. Eine Art Fastenkur kann helfen, Süchte abzubauen und neu zu sensibilisieren. Noch mal zu meinen Essensbeispielen, die sich gut eignen, weil es auch um ein Grundbedürfnis, Genuss, Gewohnheit und Suchtgefahr geht. Also: Nehmen wir Schokolade. Wer die tonnenweise in sich reinstopft und daher an jeder Pobacke 50 Kilo zu viel hängen hat, wird ein einzelnes exquisites Stück Schokolade nicht geniessen. Ich habe mir übrigens die beste Schokolade der Welt bestellt. Italienische. Jedes Täfelchen hat 4,7 Gramm.
Was sollte man also tun – ausser im Internet zu recherchieren, was das wohl für eine tolle Schokolade ist?
(lacht) Mein Buch kaufen, natürlich. Aber im Ernst:
♦ Sich mit dem Thema beschäftigen. Man sieht nur, was man für möglich hält. Glauben Sie mir, keine Ehefrau geht davon aus, dass ihr Mann emsiger Freier ist, keine davon, dass die überlangen WC-Zeiten mit Handy andere Gründe als gastroenterologische haben könnten.
♦ Vor der eigenen Tür kehren. Die eigene Sexualität unter die Lupe nehmen.
♦ Miteinander reden. Dabei hilft es, ein bisschen in Vorlage zu gehen, von sich selbst zu sprechen, statt den Partner sofort an die Wand zu stellen und hinzurichten. So kommt man vielleicht gemeinsam weiter und wieder von einem «Ich» und «Du» zu einem «Wir». Wär doch schön. Schliesslich kommt noch Einiges auf uns zu. Ich war neulich in Japan, da gibt es in der Branche computertechnische Spielereien, da war selbst ich platt. Und das ist selten.