Jetzt, drei Kinder später, weiss ich: Nein, nicht ich bin kompliziert. Oder falsch. Oder unfähig. Ich bin auch keine schlechte Mutter oder habe schlecht erzogene Kinder, bloss, weil mir mit meinen Kindern Dinge passieren, die ausserhalb meines Wirkungsradius liegen. Ich denke vielmehr: Die Gesellschaft verkompliziert mein Muttersein.
Echt jetzt! Muss man wirklich jede Handlung, die eine Mutter macht, beurteilen? Jede Aktion des Kindes bewerten und auf die Eltern – meist jedoch die Mutter – zurückführen? Warum hat eigentlich jeder das Gefühl, genau zu wissen, wie Kinder sich verhalten sollten und wie die dazugehörenden Eltern? Warum scheint ein Ausschnitt von wenigen Sekunden, Minuten oder Stunden genug darüber aussagen zu können, wie Eltern jetzt performen oder nicht. Überhaupt: Warum müssen Eltern performen?
Reicht es nicht, dass wir unser Bestes geben, damit unsere Kinder bestens herauskommen?
Reicht es nicht, dass wir unter ärgstem Schlafentzug, zu geringem Selbstwirksamkeitsradius und in steter Begleitung auf dem Klo uns bemühen, liebevoll mit unseren Kindern umzugehen, sie in ihrem Wesen zu unterstützen, zu fördern und entfalten zu lassen, so, dass sie nicht nur familienfähig, sondern sogar gesellschaftsfähig werden?