Verstörende Fake-Zeichentrickfilme
Selbst wenn die Kids nur Peppa Wutz schauen, können sie auf inadäquate Beiträge stossen. Das liegt am Youtube-Algorithmus. Er schlägt Nutzern neue Clips vor, basierend auf den zuvor geschauten
Videos und Suchbegriffen.
Das Problem: Im Internet ist eine ganze Subkultur entstanden, die sich einen Spass daraus macht, diesen Algorithmus zu überlisten und veränderte Kinderinhalte hochzuladen. Darin trinken beliebte Zeichentrickcharaktere Bleichmittel, verbreiten hasserfüllte Botschaften oder werden vom Zahnarzt gequält.
Beleidigungen, Hass und viel Werbung
Neben solchen verstörenden Inhalten ist Youtube auch in anderer Hinsicht für jüngere Nutzer problematisch. Beleidigungen und Hass in den Kommentaren sind ein trauriger Bestandteil der Netzkultur. Zudem ist Werbung auf Youtube allgegenwärtig. Entweder ganz offensichtlich in Form von Werbeclips oder subtiler
durch Influencer, die in ihren Videos den jungen Zuschauern Games, Spielzeug, Getränke und andere Produkte schmackhaft machen wollen. Spätestens mit neun bis zehn Jahren äussern die Kids Wünsche, die bei näherem Nachfragen «Empfehlungen» ihres Lieblingsyoutubers sind. Kein Wunder, kommen diese doch sympathisch und locker rüber und reden zu ihrem Publikum wie zu einem guten Freund. Das schafft Authentizität und Vertrauen.
Philippe Wampfler, Lehrer und Experte für Neue Medien, sagt: «Youtube ist keine Plattform, die Kinder allein nutzen sollten. Die Breite an Inhalten ist schlicht zu gross. Es fehlt an Möglichkeiten, diese richtig einzuordnen, besonders auch kommerzielle Absichten.»
Für Kids, aber nicht kinderfreundlich
Seit 2017 existiert mit Youtube Kids ein spezielles Angebot für Kinder. Die App besitzt eine Reihe kindgerechter Funktionen wie etwa die Einschränkung der Suchfunktion, den Verzicht auf eine Kommentarfunktion und einen Timer für die Nutzungsdauer. Allerdings nutzt Youtube Kids Videos der grossen Bruder-Plattform. Wenn Anbieter ihr Video dort als «kinderfreundlich» kennzeichnen, können sie es auf Youtube Kids hochladen.
Philippe Wampfler hierzu: «Youtube Kids ist grundsätzlich einfach eine Möglichkeit, Videos so zu sortieren, dass auf Kinder ausgerichtete Inhalte von anderen getrennt werden können. Was für Kinder bestimmt ist, entscheiden aber die Personen, die ein Video hochladen. Entsprechend ist diese Trennung unsauber und teilweise auch missbräuchlich.» Trotz Filtersystemen und Kontrollen besteht hier für Kinder ebenfalls die Gefahr von unangemessenen Inhalten. Die oben genannten Beispiele der veränderten Kinderserien und -figuren finden sich auch auf Youtube Kids.
Eltern sollten mitgucken
Deshalb sollten Eltern sowohl hier als auch beim Original Youtube gemeinsam mit ihren Kindern die Inhalte anschauen, im Idealfall zuvor schon einmal allein, um während des Clips keine unangenehmen Überraschungen zu erleben. Philippe Wampfler teilt diese Einschätzung: «Werden Kinder begleitet, halte ich die Gefährdung für klein.»
Mehr Sicherheit bei Streamingdiensten
Andere potenzielle digitale Lückenfüller sind die verschiedenen Streamingdienste wie etwa Netflix und Amazon Prime. Ihnen mangelt es zwar an der kreativen Vielfalt von Youtube. Dafür verfügen sie über eine riesige Bibliothek mit Serien und Filmen für alle Altersklassen – darunter auch bei den jüngsten Zuschauern beliebte Formate wie Trotro, Mascha und der Bär sowie Peppa Wutz. Anders als bei Youtube bestimmen nicht die Nutzer, sondern der jeweilige Streamingdienstanbieter das Programm. Der Vorteil: Der Anbieter hat die komplette Kontrolle über sein
Programm und der Zuschauer muss nicht mit bösen Überraschungen rechnen.
Eingebauter Kinderschutz
Zudem bieten Streamingdienste einen eingebauten Kinderschutz an. Bei den meisten können Familien individuelle Profile anlegen. Da die Inhalte mit einer Alterskennzeichnung klassifiziert sind, legen die Eltern fest, was ihre Kinder sehen dürfen.
Damit sie nicht versehentlich – oder vielleicht mutwillig – das Profil der Eltern nutzen, lässt sich dieses mit einem PIN-Code absichern. Philippe Wampfler sagt über Streamingdienste: «Hier passen die Altersangaben zu den Kindern, weil die Programme kuratiert werden. Ein Kinderprofil auf einer Streamingseite ist – anders als Youtube Kids – ungefährlich.»
Ein weiterer Vorteil ist die Werbefreiheit – wenngleich es Ausnahmen gibt. Amazon prime sendet vor jedem Film beziehungsweise jeder Serienfolge einen Werbeclip, und Produktplatzierungen sind vor allem bei Eigenproduktionen heutzutage der Standard.
Videoportale speziell für Kids
Noch besser geeignet für Kinder sind speziell auf sie ausgerichtete Online-Videoportale wie beispielsweise Kividoo. Hier stehen Eltern zahlreiche individuelle Einstellungsmöglichkeiten für die Kinderprofile zur Verfügung. Im Angebot sind ausschliesslich kindgerechte Serien, Filme und Hörspiele – sowohl beliebte Klassiker als auch neue Formate und Wissenssendungen. Nachteil: Bei Kividoo fehlen die Disney-Filme. Die gibt es wiederum beim Streamingdienstanbieter Disney+, dafür allerdings nur diese.
Wofür man sich letztendlich entscheidet, hängt auch vom persönlichen Geschmack ab. Alle Streamingdienstanbieter haben jedoch gemeinsam, dass man Inhalte auf mobile Geräte herunterladen und offline schauen kann. Das schont den Smartphone-
Tarif, wenn man etwa im Ausland Richtung Ferienziel
unterwegs ist.