Älter und glücklicher
Zugegeben: Es gibt ja auch viele attraktive Alternativen zum Kinderkriegen: unbeschwertes Reisen, Essen gehen mit Freunden, Beruf und Karriere, ausschlafen bis in die Puppen, spontane Städtetrips; die Liste liesse sich beliebig verlängern. Versucht man, vernünftige Gründe aufzuzählen, die für Kinder sprechen, wird diese Liste vermutlich nicht ganz so lang. Denn auch wer keine Kinder hat weiss: Kinder kosten viel Geld, Zeit, Kraft, Nerven, machen Dreck, Lärm und schränken ein. Trotzdem: Kinder bekommen, das wünschen sich laut Bundesamt für Statistik 94 Prozent der Frauen und Männer zwischen 20 und 29. Nur halt eben nicht sofort.
Wir lassen uns alle Zeit der Welt. Und das ist nicht einmal so falsch. Eine Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock hat ergeben, dass Eltern über 34 Jahren glücklicher sind und es auch bleiben, als jüngere Mütter und Väter. Das Haus ist gebaut, im Job läufts gut, das Polster auf der Bank sorgt für Gelassenheit. Auch der Partner ist zum Kinderkriegen der richtige. Jetzt bitte, Kinder, könnt ihr kommen. Schon Marilyn Monroe, deren sehnlicher Wunsch nach Kindern unerfüllt blieb, sagte: «Karriere ist etwas Herrliches. Aber man kann sich in einer kalten Nacht nicht an ihr wärmen.»
Geld reicht nicht immer
Ist der Wunsch nach einem Baby erst mal da, wird das Positivzeichen auf dem Schwangerschaftstest zittrig herbeigesehnt. Doch es ist oft leichter, ein Kind zu verhindern, als eins zu bekommen. Wir haben mit Müttern und Vätern gesprochen die uns erzählt haben, wie sie Eltern wurden. Es sind berührende, überraschende, manchmal fast kitschige, amüsante und traurige Geschichten und auch solche, die zum Nachdenken anregen. Zum Beispiel Leila und Fred Müller. Neun Jahre haben sie auf ein Baby gehofft. Sie machten alles medizinisch Machbare, investierten eine Menge Geld und waren längst über die Grenze des Erträglichen hinaus. «Ungewollt kinderlos zu sein, ist ein Schmerz, der wohl erst etwas abnimmt, wenn man biologisch keine Kinder mehr bekommen kann», sagt Leila Müller beim Gespräch.
Wir haben Menschen getroffen, die aus jeglichen Statistiken fallen. Da ist beispielsweise Nathalie Vögeli. Im dritten Monat schwanger hat sie die grosse Liebe gefunden und bald danach einen traurigen Verlust erlitten. Bei den Gesprächen haben die Väter und Mütter viel gelacht und auch geweint. Und auch wenn jeder von ihnen seine ganz individuelle Geschichte hat, eines haben sie gemeinsam: Sie alle erzählen Geschichten voller Liebe.