Egoistisch sein – kommt vor
Zum Knackpunkt für meine Kinder wurden manchmal auch Zufallsbekanntschaften. Eltern etwa, die man auf Schulfesten kennen lernt, die einem an langweiligen Elternabenden Witze zuflüstern und mit denen man auf dem Spielplatz quatschend auf Parkbänken rumhängt. Dass deren Gregor vielleicht jetzt nicht die erste Wahl unserer Lisa ist – Namen geändert – kann vorkommen. Auch umgekehrt.
Dass wir Eltern uns trotzdem treffen, wahlweise mit oder ohne Kinder, ist für uns absolut legitim. Selbst wenn die Kinder meckern. Gibt es eine Möglichkeit, dass sie sich in dieser Zeit anders beschäftigen, mit einem Freund was abmachen oder eine Freundin dazu einladen, toll. Aber manchmal ist das halt nicht möglich. Dann müssen sie die Kröte schlucken, wohl oder übel. Das mag jetzt recht egoistisch klingen. Ist es vielleicht auch.
Und ja, auch egoistisch dürfte sein, dass die Eltern von Lisas einst bester Freundin gar nicht unser Fall waren und wir mit ihnen keinesfalls unsere freien Wochenendtage oder -abende verbringen wollten. Gabs da mal eine Einladung – was vorgekommen ist – waren wir «leider bereits verplant». Wir hatten keine Lust auf erzwungenen Smalltalk oder peinliche Gesprächspausen. Lisas Vorwurf, sie müsse das jeweils auch aushalten, war berechtigt. Doch ja, wir verstanden es als Elternautonomie und nahmen uns die Freiheit, eben genau das nicht zu tun. Nicht sehr demokratisch, ich weiss. Aber für uns das Privileg der Erwachsenen.
Mittlerweile sind wir alle mehrheitlich entlastet, denn die Kinder sind alt genug, um sich selbst zu beschäftigen, falls sie irgendwo nicht mitwollen. Dass wir lange Jahre unsere Sozialkontakte nach unserem Geschmack pflegten, fanden nicht nur unsere Kinder oft schwierig.
So mancher Erwachsene, immer auch Elternteil, fand unser Verhalten sehr befremdlich. «Zwangskontakte sind eine Zumutung für Kinder», meinte eine Bekannte. Auch in Kommentarspalten zu entsprechenden Artikeln schreiben Mütter und Väter: «Das würde ich meinem Kind niemals zumuten.» Oder: «Kinder sollen selbst entscheiden dürfen, mit wem sie ihre Freizeit verbringen möchten.»