Vetrauen ist wichtig
Dazwischen als Eltern die Trennlinie zu finden, ist allerdings oft gar nicht so leicht. Schuld daran ist wohl auch dieses immense Verantwortungsgefühl, das Mütter und Väter heute gegenüber ihrem Nachwuchs verspüren. Der Druck, der auf ihnen lastet, alles besonders gut machen zu müssen. Was leicht dazu führt, dass man Tochter oder Sohn jedes vermeintliche Hindernis aus dem Weg räumen will, für sie alles glattbügeln möchte. «Dabei wäre es gerade hier wichtig, loszulassen und zu vertrauen», sagt Hugi. Und meint, dass die Person mit Expertise für schulisches Lernen, mit dem das eigene Kind viele Stunden die Woche verbringt, es schon richtig machen werde. «Doch Vertrauen kann ich als Lehrer nicht einfordern», gibt der Primarlehrer zu bedenken, «dies müssen die Eltern uns von sich aus schenken.»
Auch die Kluft zwischen Familie und Schule macht das Zusammenfinden zwischen Eltern und Lehrpersonen schwieriger. Gab es früher einen klaren Erziehungskonsens sowie hierarchische Strukturen, leben wir heute in einer ausdifferenzierten, schnelllebigen und individuellen Gesellschaft, in der die Schule manchmal hinterherhinkt. So haben sich Familien meist von klassischen Strafen verabschiedet. In Schulzimmern hingegen werden teilweise Belohnungssysteme – sei es mit Wolken, Sonnen oder Smilies – eingesetzt. Es seien jedoch vor allem die Erwachsenen, die mit den unterschiedlichen Welten manchmal Schwierigkeiten hätten, ist Christian Hugi überzeugt. «Kinder sind hier viel flexibler: Sie können sich gut darauf einlassen, dass in der Schule andere Regeln gelten als zu Hause, im Hort oder bei den Grosseltern.»
Die Kleinen tun sich dafür in anderen Bereichen schwer: In Zeiten, in denen Kinder oft sehr stark im Zentrum des Familienlebens stehen und sich vieles nach ihren Wünschen richtet, erlebt der Nachwuchs in Kindergarten und Schule oft zum ersten Mal, wie es ist, sich in einer Gruppe einzufügen. «Das ist für manche gar nicht so einfach», sagt Hugi. «Hier bietet Schule heute ein weiteres wichtiges Lernfeld.» Was allerdings auch zu Konflikten führen kann.