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«Schwanger: Wohnort bestimmt Qualität der Vorsorge»

Welche Infekte in der Schwangerschaft riskant sind: Darüber sind sich Gynäkologen uneinig – und testen Schwangere komplett unterschiedlich. Drei Viertel von ihnen wünschen sich klare nationale Richtlinien für sämtliche Infektionen in der Schwangerschaft.

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«Schwanger: Wohnort bestimmt Qualität der Vorsorge»

Welche Infekte in der Schwangerschaft riskant sind: Darüber sind sich Gynäkologen uneinig – und testen Schwangere komplett unterschiedlich. Drei Viertel von ihnen wünschen sich klare nationale Richtlinien für sämtliche Infektionen in der Schwangerschaft.

Bei Streptokokken, Hepatitis B und HIV gibt es wenig zu deuteln: Diese drei Infektionen schliessen Gynäkologen schweizweit bei Schwangeren aus. 98 Prozent der Ärztinnen und Ärzte, die an einer nationalen Befragung des Inselspitals teilnahmen, testen auf die drei von der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) empfohlenen Infektionen. Ob in Genf oder St. Gallen, Liestal oder Chur.

Welche weiteren Infekte für die Schwangere und das ungeborene Kind noch besonders riskant sein könnten, darüber herrscht aber wenig Konsens: Je nachdem, in welcher Region der Schweiz Frauen ihre Schwangerschaftsvorsorge durchführen lassen, werden sie unterschiedlich auf Infektionen getestet. Dies zeigt die neue Studie, deren Resultate kürzlich im «Swiss Medical Weekly» publiziert wurden.

So testen Ärztinnen und Ärzte in Genf (96%) und der Nordwestschweiz (92%) fast flächendeckend auf die Geschlechtskrankheit Syphilis, aber nur zu 73% in der Ostschweiz und nur zu 65% in Zürich. Im Einklang mit einer Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO schreiben die Studienautoren, ein nationales Syphilis-Screening in der Schwangerschaft sei anzustreben.

Weitere Beispiele regionaler Unterschiede: Genfer Ärzte testeten am häufigsten auf Toxoplasmose (47%), obwohl der Test seit 2009 in der Schweiz nicht mehr empfohlen ist (- dies im nahen Frankreich aber noch ist). In der Ostschweiz führten nur 11% der Ärztinnen und Ärzte einen Toxoplasmose-Test durch. In Genf und der Zentralschweiz wird eher auf Hepatitis C getestet (61, respektive 54%) als in der Ostschweiz (19%).

Alle Gynäkologinnen und Gynäkologen der Schweiz, welche Mitglied der SGGG sind, wurden eingeladen, an der Studie teilzunehmen. Etwa die Hälfte (520 Personen) tat dies auch. Davon wünschen sich drei Viertel klare nationale Richtlinien für sämtliche Infektionen in der Schwangerschaft. «So könnten alle Frauen eine vergleichbare Schwangerschaftsvorsorge in höchster Qualität erhalten», heisst es in einer Mitteilung des Inselspitals zur Studie.

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