wir eltern: Frau Auer, zum ersten Mal ist meine Tochter neidisch auf meine Interviewpartnerin. Und mein Göttibub ebenfalls. Wie unzählige Kinder haben die beiden mit «Die Schule der magischen Tiere» den Einstieg ins Lesen geschafft.
Margit Auer: Oh, sowas freut mich immer ungemein!
Wie erklären Sie Ihren Erfolg?
Im Nachhinein würde ich sagen: Die Buchreihe liefert die perfekte Mischung aus Alltags- und Schulgeschichten, Witz und Magie. Letztere ist so dosiert, dass Kinder sie gut vertragen. Plantscht Hatice etwa mit ihrer Robbe in der Badewanne, ist das für Kinder völlig logisch. Es geht darum, den Nerv seiner Leser zu treffen. Doch ob das gelingt, weiss man als Autorin erst hinterher.
«Die Schule der magischen Tiere» spricht Buben wie Mädchen an – das ist selten im geschlechtergetrennten Kinderbuchmarkt.
Ja, auch das trägt vermutlich zum Erfolg bei. Im Zentrum steht eine Schulklasse mit unterschiedlichen Charakteren – da gibt es den Supersportler, den Angeber, die Schüchterne, das Mathegenie oder das Kind, das Angst vorm Sitzenbleiben hat. Unabhängig vom Geschlecht finden sich Kinder in den Figuren wieder. Anfangs hatte ich Bedenken, dass ich meine jungen Leser überfordere, weil es keine klare Hauptperson gibt, sondern eine Vielzahl. Aber das hat sich als unbegründet erwiesen.
Wie behalten Sie als Autorin den Überblick?
In den letzten sieben Jahren ist fast alle sechs Monate ein neuer Band erschienen. «Die Schule der magischen Tiere» bestimmt also schon eine Weile meinen Alltag. Trotzdem weiss ich manchmal nicht mehr, welche Farbe Bennis Fahrrad hat oder wie viele Stufen die magische Zoohandlung – dann muss ich in einer Datei nachschauen, in der ich solche Details sammle. Aber im Grossen und Ganzen kenne ich mich gut aus in meinem Kosmos.
Die Wintersteinschule, die Sie beschreiben, ist eine ganz normale Schule, doch sie birgt ein Geheimnis: Wer Glück hat, findet hier den besten Freund – ein magisches Tier, das sprechen kann. Und das dem jeweiligen Kind hilft, zu entdecken, was in ihm steckt.
Genau. Ermutigt zum Beispiel ein Tier sein Kind, sich mehr zuzutrauen, wirkt das viel stärker, als wenn der Ratschlag von einem Erwachsenen kommt. Das Kind muss dann jedoch selbst aktiv werden und sich einen Ruck geben – auch das kennen meine Leser aus ihrem Alltag. Kann Ronja etwa nicht schlafen, weil sie ihre Mama angelogen hat, sagt ihr Hund Toffi: «Komm, wir gehen jetzt zu deiner Mama und du klärst das, ja?» Die magischen Tiere sind als Tippgeber von grossem Wert.
Allerdings können nur Kinder sie sehen, Erwachsene nicht.
Ja, die magischen Tiere sind Komplizen und Vertraute der Kinder, sie können miteinander sprechen. Für die Erwachsenen sind es nur Kuscheltiere. Ich bekomme viel Post von meinen Lesern. Oft schreiben sie, welches Tier sie sich selbst wünschen und bei welchem Problem dieses helfen soll – etwa, dass Mama und Papa wieder zusammenkommen. Lehrerinnen, die mit der Reihe im Unterricht arbeiten, erzählen, dass es Kindern über die magischen Tiere leichter fällt, über sich zu erzählen. Das ist für mich das schönste Feedback.