
Karen Schärer
Karen Schärer hat Anglistik, Skandinavistik und Medienwissenschaften studiert und sich danach zur Journalistin ausgebildet. Von September 2014 bis Mai 2022 leitete sie die Redaktion von «wir eltern». Der Familienalltag mit zwei Söhnen befruchtete stets ihre Arbeit – und umgekehrt.
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Um beim ersten Bad meiner Tochter dabei sein zu können, habe ich mir extra frei genommen. Ich wünsche uns Vätern einen Vaterschaftsurlaub, um diese Zaubermomente, Blicke und Berührungen in vollen Zügen geniessen zu dürfen.
Ich wünsche uns Vätern einen Vaterschaftsurlaub, weil die Geburt und die ersten beiden Wochen als Familie unvergessliche Erlebnisse sind und diese Momente nie mehr zurückkommen.
Zwei Wochen verdienen gar nicht das Prädikat Vaterschaftsurlaub. Neuelternzeit für Väter wäre die bessere Bezeichnung, denn diese 10 Arbeitstage werden meist ohnehin verwendet, um sich nach der Geburt an die neue Situation anzupassen und die Mutter möglichst zu unterstützen. Bei einem echten Vaterschaftsurlaub kann sich der Vater die Zeit nehmen und mindestens drei Monaten die Hauptverantwortung für das Kind übernehmen. Nur so erlangt der Vater die Unabhängigkeit und das Selbstvertrauen, sich selbstständig um das Kind zu kümmern. Ich hatte das Privileg, dies bei meinen Söhnen zu erleben, als wir noch in Schweden wohnten. Im ersten Monat des Vaterschaftsurlaubs war ich total überfordert. Später konnte ich die Zeit geniessen und somit eine tiefere Beziehung zum Kind aufbauen. Aus dem Vaterschaftsurlaub bin ich hochmotiviert zurückgekommen. Ich war wesentlich stressresistenter und mein Verhandlungsgeschick hat sich auch gesteigert.
Ich war privilegiert mit zwei Mal vier Wochen Vaterschaftsurlaub. Ich will aber nicht privilegiert sein. Denn eine Familie ist immer ein Gemeinschaftsprojekt.
Die Geburt eines Kindes darf einfach nicht mit einem Zügeltag gleichgestellt werden! Viele junge Eltern sind heute auf sich allein gestellt, umso mehr braucht es nach einer Geburt den Vater zu Hause, besonders ab dem zweiten Kind oder nach einer schwierigen Geburt. Finanziell muss der Vaterschaftsurlaub verkraftbar sein, schliesslich wurden früher wehrpflichtige Männer Jahr für Jahr während zwei bis drei Wochen ins Militär abgezogen. Übrigens bringt ein Vaterschaftsurlaub auch in Sachen Gleichstellung etwas: nämlich weniger Diskriminierung für jüngere Frauen auf dem Arbeitsmarkt. 
